Wo Europa gemacht wird

Netzwerktagung der Thüringer Europaschulen in Brüssel

Anlässlich des 20 jährigen Jubiläums der Europaschulen in Thüringen hatte die Thüringer Staatskanzlei in einem Kooperationsprojekt mit den Jugendoffizieren der Bundeswehr Erfurt zur Netzwerktagung (06.-08.10.2019) nach Brüssel geladen. 37 Kollegen verschiedenster Schulen folgten dieser Einladung. Unser Gymnasium wurde dabei durch Frau Mähler und mich, Stephan Gerhardt, vertreten.

Ziel der Veranstaltung war zum einen der kollegiale Austausch zu Arbeitsweisen, Inhalten und möglichen gemeinsamen Projekten, zum anderen sollten wir exklusive Einblicke hinter die Kulissen der politischen Organe der EU erhalten. Herr Hoffmann aus der Thüringer Staatskanzlei (Europäischen Informations- Zentrum) hatte ein hochinteressantes Programm für uns geplant und führte uns souverän durch die verschiedenen Institutionen. In seiner unnachahmlichen Art bahnte er den Kontakt zwischen Lehrkräften und Politikern an und führte fachkundig durch Gespräche und Diskussionen, immer auch einen Blick auf die Uhr gerichtet. Denn in den Hochsicherheitszonen der EU-Kommission, des Europäischen Parlaments und des Europäischen Rats gibt es schlichtweg keinen organisatorischen Spielraum. An ständige Kontrollen und allgegenwärtige, mit Maschinengewehren ausgerüstete Soldaten gewöhnte man sich indes schneller, als auf Stühlen Platz zu nehmen, die sonst nur den Staatsoberhäuptern der EU vorbehalten sind. Insbesondere der Plenarsaal im Europäischen Parlament machte dahingehend mächtigen Eindruck auf alle Kollegen. Zuvor hatten wir die Europäische Kommission besucht und über einen Vortrag von Bela Beres (Juristischer Dienst) Einblicke in die Arbeitsweise der politischen Exekutive der EU erhalten. Michael Teutsch (Generaldirektion für Bildung und Kultur der EU-Kommission) hatte anschließend Auskunft zur Zukunft des Erasmusprogramms gegeben. Als Aushängeschild der EU in puncto gelingender internationaler Zusammenarbeit wird es ab 2021 inklusiver gestaltet werden und mehr Schülerinnen und Schülern Mobilitäten ermöglichen. Zudem ist die Verdreifachung des bisherigen Budgets beantragt und wird derzeit geprüft. Diesen mehr als positiven Blick in die Zukunft des Erasmusprogramms bestätigte ebenfalls Wolfgang Borde, der stellvertretende Leiter der Vertretung des Freistaates Thüringen, den wir am Dienstag besuchten. Für uns als Europaschule, die wir derzeit zusätzlich als koordinierende Schule innerhalb des Erasmusprogramms an gemeinsamen Projekten mit Italien, Frankreich und Norwegen fungieren, eine Europaklasse (Wahlpflichtfach Gewi/ab Klasse 9) eingerichtet haben und entsprechende Schüleraustausche durchführen, stehen diese Aussichten nicht nur als Lob und Wertschätzung für das in den letzten Jahren Geleistete, sondern sind unseren Erasmus-und Europateams eine Bestätigung, auch künftig überzeugt an diesen Programmen festzuhalten, sie weiter engagiert fortzuführen und stetig auszubauen. Dass diese Vorhaben zusätzlich auch durch die weitere Optimierung der Onlinekooperation eTwinning (Vernetzung europäischer Schulen über das Internet) gestützt wird, aber auch über andere verbindende Internetplattformen befördert werden kann, erfuhren wir von Anja Balanskat, welche uns beispielhaft einen Einblick ins European Schoolnet gab.

Entwicklungsmöglichkeiten prägten zusätzlich auch andere Stationen unseres Besuchs. So erfuhren wir einerseits etwas über die schwierigen Brexitverhandlungen, sprachen über unterschiedliche politische Ansichten und Arbeitsabläufe mit Mitgliedern im EU-Parlament mit einem Bezug zu Thüringen (Walsmann/CDU, Cramon-Taubadel/Grüne, Schirdewan/Linke), andererseits führte uns das Museum für Europäische Geschichte die Wandlungsfähigkeit Europas und die verschiedenen Zukunftswege vergangener Zeiten eindrucksvoll vor Augen und offenbarte Visionen, deren Verwirklichung für den Einzelnen wie auch für die Gemeinschaft lohnenswert sein können.

Für das Erlebnis dieses Besuchs bedanken wir uns herzlich bei Herr Hoffmann ebenso wie bei Frau Brita Mucke (TMBJS), die diese Veranstaltung für uns möglich gemacht haben und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.