Natürlich fragt man sich, ob es sich in dieser Zeit lohnt, ein neues Europa-Projekt zu beginnen. Denn so ein Projekt lebt immer von den Begegnungen, den Umarmungen, den Gesprächen, der Gastfreundschaft, dem Erleben des anderen Landes, dem Stolz, es zu zeigen und dem gemeinsamen Ziel, gemeinsam etwas zu tun!
Das Projekt lebt von Ideen, von den Machern und von denen, die sagen, es macht uns reicher, bunter und besonders.
„Verwurzelt, verzweigt, verbunden – Der Baum Europa trägt viele Blätter“
Das ist der Titel des neuen Erasmus-Projektes 2020-2022. Und trotz (oder wegen) Corona freuen wir uns sehr und sind auch stolz darauf, dass wir wieder zu den ausgewählten und somit von der EU finanzierten Projektschulen gehören. Wir haben viel Zeit in die Planung des Vorhabens gesteckt, einen sehr umfangreichen Antrag gestellt, mit unseren Partnerländern Italien, Frankreich, Ungarn und Norwegen gemeinsam überlegt, welche Themen wir mit den Schülern bearbeiten wollen. Wir haben in der Zeit, als uns Corona bereits in unseren Aktivitäten eingeschränkt hat darüber nachgedacht, ob wir unseren Weg über Grenzen weiter gehen können. Das Ergebnis des Nachdenkens ist nun sichtbar und sehenswert.
Gemeinsam werden wir Bäume pflanzen in jedem Land, an jeder Partnerschule, darunter eine Zeitkapsel mit Bildern der Treffen, mit Wünschen für die Zukunft, mit Zeugnissen von uns selbst. Irgendwann wird man diese finden und von uns erfahren, von unseren Visionen und unseren Sorgen. Und vielleicht wird man sich darüber freuen können, dass alles so geworden ist, wie wir es erhofft haben. Vielleicht wird man sich auch wundern über das Jahr 2020 oder man wünscht sich zurück in diese spannende Zeit.
Der Baum als Symbol unseres Projektes bedeutet aber noch mehr. Die Wurzeln sind das Sinnbild für unsere Entstehung, wo kommen wir her, wie sind wir entstanden. Der Stamm demonstriert unsere Stärke und unseren Zusammenhalt. Damit meinen wir auch die Verbundenheit der Menschen. Zweige und Äste zeigen die Verschiedenheiten, die nationalen Besonderheiten, Sprachen und Kulturen, die diesem Kontinent seine Vielfalt geben. Die Blätter sollen das Symbol unserer Gegenwart sein, sie zeigen in unterschiedlichsten Formen und Farben die Episoden und Erlebnisse unserer Begegnungen, den Alltag, neue Erkenntnisse aber auch die Emotionen und Gedanken, die uns begleiten. Unsere Visionen und Lebenspläne, unsere Entwicklung und unsere Wege reifen in den Früchten, die wir ernten. Groß, saftig, süß…sauer, klein mit Kernen und harter oder weicher Schale. Bekömmlich, manchmal auch schwer verdaulich…Der Baum ist ein Spiegelbild unseres Lebens auf diesem Kontinent Europa. Fest in seinen Wurzeln, weit verzweigt im Handeln mit einer Zukunft, die keiner kennt. Und doch werden die Wunschlisten für die Zeitkapsel ähnlich aussehen: Gesundheit, Frieden, Freiheit, ein glückliches Leben und das Besondere und Lebenswerte bewahren und schützen.
An unserem Gymnasium lernen in diesem Schuljahr über 30 Jugendliche in den Europaklassen 9 und 10. Sie arbeiten derzeit am Buch „Der Baum Europa“, welches als gemeinsames Nachschlagewerk von allen Ländern gemeinsam gestaltet wird. Sie schreiben Steckbriefe und befassen sich mit den Partnerländern.
Am 15.10. 2020 werden wir alle den Erasmus-Day feiern, leider mit Abstand aber immer im Bewusstsein, dass man sich eines Tages am Gardasee, in der Kathedrale von Amiens, im Audi-Werk Györ, am Ryvarden Lighthouse oder auf dem Kickelhahn begegnen wird.
Darauf freuen wir uns, dafür arbeiten wir und bis dahin sehen wir uns in Videokonferenzen, schicken Briefe oder lernen uns auf unserer Homepage kennen.
Und irgendwann stellt sich die Frage, ob es sich lohnt, nicht mehr, nämlich dann, wenn wir uns umarmen und gemeinsam in einer Schulbank sitzen, wenn wir zusammen essen, reden und die Früchte vom Baum pflücken. Sie werden süß sein uns sauer, fremd und bekannt, groß oder klein. Aber eins werden sie ganz sicher: Schmecken!
Erasmus-Team Ilmenau