Gelungener Start trotz Pandemie

10d,10q oder 11s? Die unterschiedlichen gebräuchlichen Bezeichnungen stehen stets für die gleiche Klasse: die Quereinsteiger des Gymnasiums „Am Lindenberg“ in Ilmenau, denn unter Anderem hier wird  im Schulamtsbereich Westthüringen die Möglichkeit geboten, nach der 10.Klasse einen weiterführenden Bildungsweg mit dem Ziel  des allgemeinbildenden Abiturs einzuschlagen. Erstmalig wurden im Schuljahr 1997/98, nur wenige Jahre nach Gründung des Gymnasiums „Am Lindenberg“, die ersten Regelschulabsolventen in den Reihen des 10er Jahrganges aufgenommen, um das Abitur binnen drei Jahren zu absolvieren. Wegen ständig steigender Nachfrage und Beliebtheit dieses Weges wurde im Schuljahr 2007/2008 die erste Quereinsteigerklasse gebildet. Im Jahre 2010 beschloss der Kreistag die Einführung einer Klasse 11s offiziell. Im Schuljahr 2014/15 überstieg die Zahl der Interessenten die Kapazitäten, so dass eine Eingliederung der Schüler mit Französischkenntnissen in die regulären 10. Klassen erfolgen musste. Spätestens zu dem Zeitpunkt wurde der Ausgleich unterschiedlicher Voraussetzungen in den Fremdsprachen zum Förderschwerpunkt der 11s, da mit den anderen Mitschülern auf Fremdsprachenebene kaum mitgehalten werden konnte. Die Entwicklung der Schule zu einer Europaschule mit internationalen Kontakten und regem Schüleraustausch bietet ideale Bedingungen zum tiefgründigen Erlernen von Fremdsprachen. Voraussetzung für das Abitur in Thüringen sind tiefgründige Kenntnisse in zwei Fremdsprachen. Am Ende der Klasse 12 sollen diese dem Sprachniveau B2 entsprechen. Die Herausforderung, das zu erreichen, ist für Lehrer und Schüler eine oft sehr große Hürde, denn zuweilen kommen die Schüler ganz ohne Kenntnisse in einer zweiten Fremdsprache zur Anmeldung an ein Gymnasium für die 11s.  So lernen nun alle Schüler der Klasse 11s in einem „cours intensif“ in jeweils vier Wochenstunden in der Sekundarstufe 2 Französisch als zweite Fremdsprache.  Die Klasse 11s ist seit 2007 stets ein zusätzliches Schuljahr für Quereinsteiger, um generelle Differenzen in den Voraussetzungen auszugleichen, an gymnasiales Niveau anzupassen und gezielt auf das Kurssystem vorzubereiten. Im Vergleich zum parallellaufenden 10er Jahrgang erfolgt keine Integration in den Wahlpflichtbereich, da dieser über zwei Jahre läuft und in Klasse 9 einsetzt.  Jedoch beginnen alle gemeinsam die Seminarfachphase als ersten Teil der Abiturprüfung mit den 10. Klassen. Gute Voraussetzung können dafür die Erfahrungen mit den Fach- und Projektarbeiten als Bestandteil der Regelschulprüfung sein.   

Die Quereinsteiger des Schuljahres 2020/2021 mussten die Prüfungen der Regelschulen und den Übergang in das Gymnasium unter Pandemiebedingungen bewältigen. Nicht zuletzt die relativ stabil verlaufende Eingangsphase im Regelbetrieb vom August bis Mitte November trug zu einer gelungenen Einbindung in den Schulalltag am Gymnasium „Am Lindenberg“ bei. Nun ist seit Mitte November strikte Arbeit ausschließlich im Klassenverband mit einem oder zwei Lehren, meist digitalen Aufgaben und Gruppenteilung an der Tagesordnung. Kontakte zu anderen Schülern, Lehrern und Jahrgängen können so kaum entstehen oder vertieft  werden zum Bedauern einer Vielzahl von Quereinsteigern dieses Jahrganges, der aus 23 Schülern besteht, 12 Mädchen und 11 Jungen aus dem gesamten Kreisgebiet. Wobei ein Drittel von ihnen fast zwei Stunden und mehr für den täglichen Schulweg aufwenden muss, war für ein weiteres Drittel mit einem Weg von 10 Minuten auch die Wohnortnähe ausschlaggebend für die Schulwahl.  Von Berufsberatungen des Jobcenters, Schulleitern, Klassenlehren oder Mitschülern und Freunden an ihren früheren Regel,-Gesamt und Gemeinschaftsschulen sowie Schulen in freier Trägerschaft wurden sie über das Bestehen der Quereinsteigerklasse am Ilmenauer Gymnasium „Am Lindenberg“ informiert. Ebenso hatte der Tag der offenen Tür, die guten Erfahrungen von Geschwistern oder ehemaligen Schülern und die „sympathische“ Wirkung der Schule  Einfluss auf die Wahl des Quereinstieges, wobei ebenso berufsbildende Gymnasien oder Berufsbildungszentren  durchaus eine Alternative gewesen wären.  Ihre Motive, das Abitur abzulegen sind sehr differenziert. Bessere Chancen und vielseitigere Möglichkeiten, Zeitüberbrückung und der Wunsch, zu studieren, sind Hauptgründe für den Besuch des Gymnasiums „Am Lindenberg“. Alle Schüler haben sich nach eigenen Angaben gut eingelebt und halten die auftretenden Probleme für lösbar, die sich auf Schwierigkeiten in einzelnen Fächern reduzieren. Im Klassenverband herrscht eine gutes Lernklima und gegenseitige Achtung.  Kompetent und engagiert unterstützt werden sie unter anderen von Frau Dornheim, die über langjährige Erfahrung als Klassenleiterin und Fremdsprachenlehrerin in den Quereinsteigerklassen verfügt. 98 Prozent der Schüler würden sich momentan wieder für diesen Weg entscheiden. Zwei Prozent hielt es für besser, wesentlich früher das Gymnasium zu besuchen.  Die Schulgemeinschaft wünscht der Klasse 11s Kraft, Mut und Durchhaltevermögen unter den erschwerten Bedingungen beim Einstieg in die gymnasiale Oberstufe im Regelbetrieb mit erhöhtem Infektionsschutz.  Das ist für alle eine schulgeschichtlich neue Herausforderung, die erst einmal bewältigt werden muss. Herzlichen Dank der 11s/ 10d sowie Frau Lapp und Frau Dornheim für die Zuarbeit. Allen eine schöne Adventszeit.

von Sibylle Eger-Pfützner

Fachlehrerin für Kunsterziehung, Russisch und das Seminarfach, Verantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit der Schule

Foto: Klasse 10d des Gymnasiums „Am Lindenberg“ in Ilmenau